21.02.2003 - Mitteldeutsche Tageszeitung

Erfolg für Sehrings Erben

«Gartenträume» sind von kommenden Kaufverhandlungen abhängig

Die Roseburg bei Rieder ist wohl eine der ungewöhnlichsten Burgen des Harzes. Der Architekt Bernhard Sehring baute sie vor nicht einmal 100 Jahren als romantische Märchenburg. Doch die Mauern verfallen und die Statuen im Park bröckeln. Es ist höchste Zeit, etwas dagegen zu tun.

Das Land hat die Roseburg als einen von 40 Parkanlagen in das denkmalpflegerisch-touristische Netzwerk „Gartenträume - Historische Parks in Sachsen-Anhalt” aufgenommen, das den Gärten zu neuem Glanz verhelfen soll. Jetzt kamen Vertreter der projektbegleitenden Hortec GbR und der Behörden in Rieder dazu ins Gespräch.

Wichtigste Neuigkeit war die Meldung, dass die Rückübertragungsansprüche der Sehring-Erben bestätigt sind. Das Vermögen der beiden älteren Damen wird von den Steyler-Missionaren, die bei Bonn ein katholisches Missionspriesterseminar betreiben, verwaltet. „Die Steyler-Missionare möchten gern verkaufen”, berichtete Hortec-Sprecherin Christa Ringkamp. Den Agrargenossenschaften aus Rieder, Ballenstedt, Badeborn und Ditfurt, die seit 1984 viel in den Erhalt der Anlage investierten, sei sie zum Kauf angeboten worden.

Gerhard Knauer, der Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft Roseburg, bestätigte dies. Die Genossenschaften könnten den Boden zum halben Grundstückspreis erwerben. Knauer verwies jedoch auf eine ausgesprochen komplizierte Rechtslage. Die Gebäude waren der Genossenschaft 1984 mit einem umfassenden Nutzungsrecht und nach Zahlung von 200 000 DDR-Mark an den vorherigen Nutzer, den Kulturbund, auf die LPG übertragen worden. 1990 war zwar der volkseigene Grund und Boden an die Treuhand gegangen, die Kosten für den Erhalt blieben aber bei der Genossenschaft hängen.

„Doch so langsam wird für die vier Agrargenossenschaften die Luft dünn”, weiß Gerhard Knauer. Eine Zukunft sieht er in einer Projektgesellschaft. Wenn die Erbinnen das Grundstück einbringen, die Agrargenossenschaften das Recht an den Gebäuden und das Land eine Zusage für Fördergelder geben, „dann wäre das schon toll”. Ein Verein, sagte Knauer zum Vorschlag von Verwaltungsamtsmitarbeiter Lutz Günter, könnte als Träger arbeiten. Verwaltungsamtsleiter Holger Thiele berichtete über Hallenser, die eine Internetpräsentation der Roseburg erstellt haben. „Die Burg ist verrückt, da muss man ein paar Verrückte zusammen kriegen”, sagte er. „Wir brauchen jemanden, der ein Zugpferd darstellt”, meinte Lutz Günther. Von der Gemeinde Rieder und den Firmen sei kein Engagement zu erwarten, gab Bürgermeister Jürgen Rössling zu bedenken.

Die „Gartentraum-Planer” wollen bis zum 30. Juni eine Kostenschätzung für alle 40 Parks auf den Tisch legen und neben Landesmitteln auch Stiftungen als Förderer gewinnen. Neben den Kosten der Parkgestaltung werden auch die der Sanierung der Burg ermittelt.