21.12.2000 - Quedlinburger Harz Bote

Roseburg

Erste Bestandsaufnahme vor schönen „Gartenträumen”

Zwölf Studenten schufen in einjähriger Arbeit eine Planungsgrundlage

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Von unserem Redakteur
D E T L E F   A N D E R S

Rieder/MZ. Vor vier Jahren saßen im Dessauer Bauhausclub der kurz vor der Pensionierung stehenden Gartendenkmalpfleger Sachsen-Anhalts, Reinhard Schelenz, und Wolfgang Paul, Professor der Hochschule Anhalt am Standort Bernburg, zusammen. Schelenz bat Paul um Hilfe, weil es im Landesdenkmalamt von der Roseburg kaum Unterlagen gibt. Paul sagt zu.

Es dauerte einige Zeit, bis das Projekt in Angriff genommen werden konnte. Im vergangenen Jahr begannen zwölf Studenten des Studienganges Landespflege mit einer umfassenden Bestandsaufnahme. Kürzlich übergaben sie die Unterlagen feierlich an den Geschäftsführer der Roseburg-Betriebsgesellschaft, Gerhard Knauer. Die jungen Männer und Frauen haben über zwei Semester den baulichen und gärtnerischen Zustand dokumentiert. Im Winter wurden in Archiven Unterlagen über die Burg gesichtet, aufgenommen und anschließend mit dem heutigen Bestand verglichen. Die Landespflegestudenten des inzwischen siebenten Semesters erfassten den Zustand der Bauwerke. Sie nahmen das Aufmaß von der an die italienische Villenarchitektur erinnerden über 100 Meter langen Wasserkaskade. Die Standorte der Bäume und Sträucher und die Maße der Baumkronen wurden in Lagepläne eingezeichnet. Schließlich erarbeiteten die jugen Leute Projektmappen, Poster, Faltblätter und eine Broschüre zur Roseburg und brannten diese auf CD-ROM. „Das Material könnte eine Grundlage künftiger Informationsmittel sein”, schlugen die Studenten vor. Besonders der Baumbestand des Parks könnte nun exakt definiert werden. „Sie laufen gegenwärtig durch einen kultivierten Urwald und keiner weiß, was das ist”, umschrieb Professor Wolfgang Paul.

Aus den ersten groben Untersuchungen lassen sich bereits Schlussfolgerungen für eine künftige Pflege und Erhaltung des Parks ableiten, schätzte Wolfgang Paul ein. Die von den künftigen Landespflegern erarbeiteten Vorschläge für die perspektivisch dringendsten Arbeiten gelten laut Katja Köbel der ersten Beseitigung von Gefahrenbereichen, der Inbetriebnahme der Wasserachse, der Einrichtung eines Naturlehrpfades, der Ausrichtung von Veranstaltungen, wie Konzerten, Ritterbällen oder sogar Ausstellungen moderner Kunst. Eine Bitte zur Einbeziehung in die kulturellen Aktivitäten um Ballenstedt richtete Roseburgverwalter Knauer an die Prinzessin Anna Luise von Anhalt. Knauer geht von einer baldigen Klärung der Eigentumsverhältnisse aus und weiß, dass die Agrargenossenschaften Rieder, Ballenstedt, Ditfurt und Badeborn „gemeinsam in die richtige Richtung rudern”. Der Chef der Betriebsgesellschaft verspricht sich von der gerade erfolgten Aufnahme der Roseburg in das Förderprojekt „Gartenträume” Möglichkeiten zur Sanierung.

„Die Roseburg ist ein spannendes Betätigungsfeld für Studenten”, schätzte Wolfgang Paul abschließend ein. Weitere Projekte für die Roseburg hielt Wolfgang Paul in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege für denkbar und meinte: „Vielleicht auch ein bisschen planen ...”

Förderprogramm

Gartenträume in Sachsen-Anhalt

Die Roseburg ist in das Landesprogramm „Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt” aufgenommen worden. Die Burganlage ist damit wie der Quedlinburger Brühl, der Ballenstedter Schlosspark, die Blankenburger Barockgärten oder Schlossparks von Drübeck, Wernigerode oder die Parkanlagen von Langenstein und Spiegelsberge eine von 40 ausgewählten Garten- und Parkanlagen. „Das Land plant im Jahr 2006 das Thema ‚historische Gärten’ als Landesthema”, erklärte Heike Mortell, die oberste Gartendenkmalpflegerin Sachsen-Anhalts. Dafür wurden aus den 1000 Parks und Gärten des Landes aus allen Landesteilen herausgesucht, die in ihrer Einzigartigkeit und hohen kulturhistorischen Wert herausstechen und die Vielfalt der Gartendenkmäler darstellen.

Die Sanierung und Wiederherstellung der 40 Parks sollen als „Objekte mit Landespriorität” unterstützt werden. In den nächsten sechs Jahren ist von einer interministeriellen Arbeitsgruppe, die unter der Federführung des Wirtschaftsministeriums steht, geplant, die häufig vernachlässigten Parkanlagen und Gärten überwiegend über den zweiten Arbeitsmarkt touristisch zu erschliessen. Ähnlich der Straße der Romanik könnte die Vermarktung erfolgen. „Um Fördermittel für die Roseburg zur Verfügung zu stellen, müssen wir mit dem Eigentümer verhandel” erklärte Heike Mortell zum bisherigen Knackpunkt des steten Verfalls der Roseburg. Die Finanzierung der bei der Roseburg vernachlässigten baulichen Seite war bislang an den nicht entschiedenen Rückübertragungsansprüchen gescheitert.