Wohnhäuser Kantstrasse 8-11, 1896/97

Berlin-Charlottenburg

Unmittelbar rechts neben dem Theater des Westens befand sich bis zum diesjährigen 2006 ein großer Parkplatz, welcher nun der Errichtung eines großen Hotel- und Geschäftshauses (Hotelkette „Motel one”) weicht, was an der momentanen Großbaustelle unschwer zu erkennen ist. Das aber genau dort einst eine ebenfalls von Sehring geplante, gebaute (und sogar von ihm bewohnte) prächtige Häusergruppe stand, wissen nur die ältere Generation oder Insider, denn im Jahr 1956 erfolgte der vollständige Abriss der durch den Krieg stark zerstörten Gebäude.

Nachdem Sehring im Jahr 1896 also den Bau des „Theater des Westens” in der Kantstraße 12 vollendete, begannen gleichzeitig die Bauarbeiten für die Häuser Kantstraße 8 bis 11. Ausgelegt für großzügige Mietwohnungen und auch Sehring hatte im ersten Obergeschoss des Hauses Nr. 8 seinen Wohnsitz (von 1898 bis 1932), was höchst praktisch war, denn es existierte tatsächlich ein brückenartiger Übergang zu „seinem” benachbarten Theater. Zudem etablierte sich im Erdgeschoss dieses Hauses ein Restaurant/Cafè. Bekannt geworden u.a. als „Cafè des Westens”, womit auch die beiliegende Ansichtskarte aus dem Jahr 1905 wirbt (nicht zu verwechseln mit dem seinerzeit noch bekannteren „Cafè des Westens/Cafè Größenwahn” am Berliner Kurfürstendamm).

Oft und viel wurde allerdings an der Häusergruppe an- und umgebaut – aber vorerst nie zu Ungunsten, denn insgesamt wirkte der gesamte Komplex mit der herrlichen Fassade, deren teilweisen Bemalung, den Balkonen und Türmchen sehr imposant, die Vorder- und Hinterhöfe waren idyllisch begrünt. Auch das Restaurant wechselte oft den Besitzer und den Namen. Erst als Sehring 1937 aus finanziellen Gründen teilweise verkaufen musste (auch das Grundstück 8-12 selbst war aus diesem Grunde vorübergehend, von 1897 bis 1903, nicht sein Eigentum), wurden aus den herrschaftlichen Wohnungen auch Verwaltungsräume, das Restaurant hieß mittlerweile Rheinisches Weinrestaurant „Loreley”. Zu diesem Zeitpunkt wohnten Sehrings aber schon nicht mehr dort.

Wo einst Prunkfassaden die Häuserzeile beherrschten, befindet sich nun ein zu modernes Hotel- und Geschäftshaus im Bau

Und schließlich fügte der Krieg der Häusergruppe derartige Schäden zu, dass nur noch die Untergeschosse des Vorderhauses genutzt werden konnten – und zwar für den Handel. Die Ruinen wurden 1956 beseitigt und es entstand der Parkplatz und die nunmehrige Schließung der Baulücke mit einem modernen Gebäudekomplex, der allerdings in keinster Weise dem Baustil des benachbarten Theaters angeglichen ist, sondern einem grauen Betonklotz gleicht ...

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