Stadthalle, 1906/1910

Görlitz, Reichenberger Straße

Wie bei allen von Sehring errichteten Bauten überzeugt auch dieser Eingangsbereich der Stadthalle mit aufwändigen baulichen Details auf großer Fläche.

Es ging turbulent zu - hier, am deutsch-polnischen Grenzübergang. Ein- und Ausreise, volle Einkaufstüten, Zollbeamte und Absperrungen. Und mitten im Geschehen, direkt am Stadtpark und dem Grenzfluß gelegen: die Görlitzer Stadthalle. Um den dekorativen Eingangsbereich in seiner ganzen Wirkung aufnehmen zu können, musste man schon im Grenzabfertigungsbereich stehen. Die Wahrzeichen des Gebäudes, nämlich insgesamt 120 Figuren, Vasen, geflügelte Löwen und Reliefs aus dem Reich der Mythologie, Akzente an der Fassade, auf dem Dachfirst, Eingänge und Fenster umrahmend, sieht man, wenn man mit ungeteilter Aufmerksamkeit um die große Stadthalle herum läuft, die großen Fensterflächen betrachtet und sich an den vielen kleinen Details erfreut.

Darstellung des Baustellenunglück, bei dem am 09. Mai 1908 die Dachkonstruktion - 1 Woche vor Fertigstellung - einstürzte und dies 5 Bauarbeitern das Leben kostete. Sehring saß immerhin 3 Tage in Untersuchungshaft deswegen - eine Schuld konnte ihm aber nicht angelastet werden, schadete aber sehr seinem Ruf.

Betritt man das Gebäude, so erwartet man regelrecht eine Fortsetzung - aber dem ist nicht so, denn hier sind Schlichtheit und Großraum vorrangig, eine Empore lockert den 1975 renovierten großen Saal auf und helles Licht fällt durch die großen Fensterfronten. Zwischen Foyer und Saal geben gerahmte alte Zeitungsartikel und Fotomaterial einen höchst interessanten Einblick über den Bau im Jahre 1906/10 und natürlich der Architekt Bernhard Sehring findet seine Erwähnung, zumal sich hierbei 1908 ein Bauunglück ereignete, was immerhin 5 Männern das Leben und dem Architekt vorerst seinen Ruf kostete, obwohl nachweislich nicht sein Verschulden.

Einem alten Görlitzer Adressbuch entommen ist dieser Platzverteilungsplan der Stadthalle aus dem Jahre 1938/39.

Zahlreiche Modernisierungsmaßnahmen wurden am Haus durchgeführt und für Konzerte, Kongresse, Ausstellungen sind modernste Bühnentechnik und Bedingungen gegeben.

Die erwähnten Skulpturen am Gebäude wurden teils restauriert und die Modelle, wie zum Beispiel die geflügelten Löwen, kann man in der Görlitzer Touristinformation in Kleinformat und Gipsausführung erwerben - ein Souvenir der anderen Art.

Allerdings wurde die Stadthalle per 31. Dezember 2004 stillgelegt, war also keine 100 Jahre in Nutzung. Eine Wiedereröffnung ist zur Zeit nicht in Sicht. Es existiert aber ein engagierter „Förderverein Stadthalle Görlitz”.

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