Andresen-Sehring'scher Entwurf zur Erneuerung der Türme des Domes zu Meissen, 1895

Meissen

In die Zeit der Turmsanierung in Köthen fällt auch ein ähnliches Projekt, nämlich die geplante Erneuerung der Domtürme in Meissen. Die ursprünglichen, 1315 fertiggestellten Türme existierten seit einem Blitzschlag im Jahr 1413 nicht mehr bzw. lediglich die Reste an der Ostseite des Doms. Offensichtlich auf Veranlassung des Meissner Geschichtsvereins, legte 1895 Bernhard Sehring in Charlottenburg einen Plan zur Erneuerung des Domes einschließlich des Ausbaus der Westtürme vor.

Kurz darauf (1896) kam es zur Gründung des Meissner Dombau-Vereins unter dem Vorsitz des Bildhauers "Andresen", Vorsteher und Professor an der Meissner Porzellanmanufaktur. (Emmerich Andresen, geb. 1843 Uetersen - gest. 1902 Meissen, hatte seinen gelungenen Karriere-Einstieg als Bildhauer und Entwerfer übrigens auf der Berliner Kunstausstellung im Jahr 1871, wo auch Sehring mit seinem Theater Alt-Berlin vertreten war).

Sehring arbeitete also mit Andresen in diesem Fall nachweislich zusammen und somit erklärt sich die Beschriftung der beiliegenden Ansichtskarte. Der Turm-Entwurf wurde jedoch vom Dombauverein nicht mit zum Wettbewerb gestellt.

Erst 1898 wurden verschiedene "Gotiker" bzw. andere Dombaumeister gebeten, Entwürfe vorzulegen, von denen dann der Entwurf des Karlsruher Architekten Carl Schäfer in die engere Wahl kam. Sehring war hieran nicht mehr beteiligt. Ihm kommt der große Verdienst zu, mit seiner Arbeit von 1895 eine Diskussionsgrundlage als "Initialzündung" für den Ausbau der Westtürme geliefert zu haben1.

Der Ausbau selbst fand dann zwischen 1903 und 1909 statt: die beiden heutigen imposanten 81 m hohen neogotischen Türme an der hohen Westfassade wurden zusammen mit dem 4. Geschoss des Domes nach eben den Entwürfen Carl Schäfers, unter Anleitung des ansässigen Architekten Joseph Schäffler, errichtet.

1 Schriftverkehr dazu: Meissner Stadtarchiv. Unter anderem Quelle/Auskunft vom 20.03.07: Dombaumeister zu Meissen/Baubüro Donath - herzlichen Dank an dieser Stelle

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