fand sie Sehring nicht, wie jüngere Zeitgenossen vor ihm, im Funktionalismus, sondern für sich persönlich im synthetischen Stilpluralismus, wie er wohl zum letzten Male mit der ROSEBURG gleichsam als Gipfelpunkt einer einhundertjährigen Stilbestrebung in nahezu klassischer Weise in Erscheinung tritt.
Hier baute ein begüterter bürgerlicher Architekt seine Fluchtburg, sein Refugium.
Die ROSEBURG ist sozusagen aus einem Guß, in relativ kurzer Bauzeit aus der Hand eines einzigen Architekten für dessen persönliche Bedürfnisse gleichsam als Krönung seines Lebenswerkes entstanden.

Bernhard Sehrung (1855-1941) Archivfoto Bernhard Sehrung (1855-1941) Archivfoto

So haben wir mit der ROSEBURG ein originelles kultur-historisches Zeugnis vor uns, aus dem hervorgeht, wie ein begüteter, weil erfolgreicher Bürger, sein gesellschaftliches

Ansehen, entsprechend der Werteskala der Herrschenden im Deutschen Kaiserreich anzuheben bemüht war, indem er sich zum Besitzer von Grund und Boden machte und darauf seinen "Herrensitz" errichtete, imaginierte er, was ihm bislang vorenthalten, aber doch auch einer innersten Sehnsucht gewesen zu sein schien - die begehrte Zugehörigkeit zur feudalen Herrenkaste. Dies ist so verwunderlich durchaus nicht, bemühte sich doch das Großbürgertum in dieser Zeit durchweg seinen Lebensstil und seine Wohnstätten - vom Landhaus bis zum städtischen Miethaus in vornehmen Lagen - dem Adel anzupassen.

Es liegen keinerlei Aufzeichnungen darüber vor, warum Sehring die ROSEBURG als bauliche Rückerinnerung an das 11. bis 13. Jahrhundert plante. Es sollte eine romanische Burganlage werden; wahrscheinlich inspiriert durch die vielen erhaltenen prachtvollen Wehr- und Wohnbauten, wollte der Bauherr eine längst vergessene, versunkene Zeit auf seinem Grund und Boden zumindest baulich wieder zum Leben erwecken.

An der Straßenterasse An der Straßenterasse

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