Eine weiße Eule auf der Roseburg ...

In eine richtige Burg gehören auch Burggeister, Geheimnisse und ... Sagen! Da die Roseburg etwas Besonderes ist, ranken sich um ihre Gemäuer gleich zwei:

Mosaikdetail
 

Zum einen:

Man blättere in den uralten Gerichtsakten des Schlossarchives Zerbst:
Wobei ein Falkensteiner bei der Fuchsjagd ermordet und sein Geist in Eulengestalt seither sein rastloses Wesen treibt.

Diese Szene ist im herrlichen von Bernhard Sehring in Auftrag gegebenem Wand-Mosaik des Rittersaals lebhaft dargestellt.

Original (verschollen)

Und zum anderen:

So kann es also vorkommen, dass man vielleicht als Gast der Pension des Nachts aus dem Turmfenster schaut und das Mondlicht für einen kurzen Moment den Blick auf eine Gestalt zulässt, von der die überlieferte Sage wie folgt berichtet:

Vor langer, langer Zeit lebte auf der Burg einsam und allein ein Ritter. Höchst melancholisch veranlagt, sah er in allem so recht keinen Sinn. Wusste nichts mit sich und der Welt anzufangen. Und wenn er vor lauter Nachdenken nachts keinen Schlaf fand, so wandelte er oft zwischen den Bäumen im dunklen Park umher.

Abermals dort, riss ihn plötzlich ein markanter Ruf aus den Gedanken und während er hochblickte, verschwand ein wundersam weißer Nachtvogel in einer naheliegenden Schlucht. Der Ritter folgte dem Ruf und während er das Gestein absuchte, hörte er ein leises Weinen in der Nähe, was ihm sehr zu Herzen ging. Und forschend unter einen Baum schauend, fand er ein junges Mädchen, das sich beim Klettern nach Wildrosen den Fuß verletzt hatte und hilflos glänzende Tränen vergoss. Der Ritter war von der reinen Schönheit des Mädchens so angetan und trug sie sorgsam hinauf zu seiner Burg, wo er sie hegte und pflegte.

Es dauerte nicht lang und sein Herz war voller Liebe, so dass er die Jungfrau innig bat, seine Frau zu werden. Diese schloss ihn freudig in die Arme und es wurde prunkvoll Hochzeit gehalten. Seither war der Ritter ohne Sorge, voller Glück und Harmonie.

Aus purer Dankbarkeit gegenüber der Eule, die ihm schließlich den Weg zu seiner Liebe, zu seinem neuen Leben gewiesen hatte, ließ er das Tier in weißem Stein nachbilden und somit verewigen.

Wer immer heutzutage dem Ritter begegnet der frage bitte nach, wo die ursprüngliche Eulenfigur - die zuletzt ihren würdigen Standort hier auf der Roseburg in einer Nische des Georgsturmes hatte - abgeblieben ist. Denn ihre Spur hat sich verloren ...


Foto privat: H. Ellert
 

Natürlich kannte der Baumeister selbst diese Sagen und ließ die Eule für seinen Roseburg-Park fertigen. Und zwar aus dem Material, wie es schon unzählige Male u.a. bei den so typischen Putten und Löwenfiguren seiner Theaterbauten Verwendung fand, nämlich aus so genanntem Stampfbeton.

Zu DDR-Zeiten erhielt die Eule einen weißen Anstrich und einen schützenden Platz in der Gaststätte „Zur Weißen Eule“, später am Georgsturm, wo sie heutzutage eben nicht mehr steht, sondern leider verschwunden ist.


 

Stellvertretend hat im Jahr 2017 dieses neue Exemplar aus massivem Eichenholz im Hof der Roseburg seinen Stammplatz gefunden und möge dort für immer wirken.