Die Roseburg um 1930 (Archivfoto) Die Roseburg um 1930 (Archivfoto)

Bernhard Sehring, aus kleinbürgerlich-dörflicher Umwelt stammend, wurde 1855 in Edderitz (Anhalt) geboren.

Der Vater war Bauführer in Dessau. Dort ging der junge Sehring zur Schule und kam in Pension zu Professor Happach. Nach Abschluß der Schule studierte Sehring an der Bauakademie in Berlin. Studienreisen nach Italien 1879/80 und 1883/86 dienten dem Studium der italienischen Theaterbaukunst und Gartenarchitektur.

Daß Sehring vorwiegend Theaterbauten errichtete, erklärt sich vielleicht aus seiner Herkunft. So ist ein Theaterzettel des Dessauer Fürstlichen Theater aus dem Jahre 1795 überliefert, aus dem hervorgeht, daß Ifflands "Vermächtnis in der Reitbahn" gleich vier Sehrings als Schauspieler auftreten. Diese innige Verbindung zum Theater wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Im Hause der Großeltern verkehrten viele Schauspieler; außerdem waren drei Schwestern beim Theater und bei Hofe beschäftigt. So war es nicht verwunderlich, daß sein erster Theaterbau 1895/96, das Theater des Westens in Charlottenburg, sein Privattheater wurde und bis 1961 Sehrings-Erben gehörte.

Ein anderer wichtiger Grund war sicher, daß in vielen Städten um die Jahrhundertwende der gesellschaftliche Anspruch des Bürgertums erwuchs, ein repräsentatives Theater zu haben.

Sehrings ständiges Domizil war Berlin geworden. Als talentierter Architekt kam er bald zu lukrativen Aufträgen, Ehren und Reichtum.

Seine Virtuosität beim Umgang mit historischen Stilvorbildern, auch die Beherrschung der sich ab 1890 durchsetzenden Jugenstilformen, hat er bei seinen Bauten unter Beweis gestellt.

Weitere Bekannte Bauwerke sind u.a.: das Stadttheater Bielefeld (1902-04), das Düsseldorfer Schauspielhaus (1904-05), das Stadttheater Halberstadt (1903-05), das letztere steht mit seinem Stilpluralismus der ROSEBURG besonders nahe, die Musikhalle Görlitz (1906-10) und die Gedächtnishalle für Königin Luise in Neustrelitz (1891).

Der Höhepunkt seiner architektonischen Leistung ist ohne Zweifel das Stadttheater in Cottbus (1907-08). Dies Theater ist das einzige in Europa noch im Detail komplett erhaltene Theatergebäude des schon mit der neuen Sachlichkeit in Anklängen verbundenen späten Jugendstils.

Drängte die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nach einer formalen und inhaltlich-sozialen Lösung architektonischer Widersprüche, und damit auch nach Überwindung des "Jugendstils" selbst, so

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