Herrenhaus Wanzleben, ca. 1855
Klein Wanzleben
Es fehlen uns leider noch grundlegende Kenntnisse darüber, dass Bernhard Sehring tatsächlich gestalterisch an dem Herrenhaus in Wanzleben tätig war. Daher an dieser Stelle der Hinweis, dass es sich bei dem nachstehenden Artikel um unsere vorläufigen Erkenntnisse handelt.
In der Ortschaft Klein Wanzleben, 10 km westlich von Magdeburg nahe Wanzleben gelegen, sind Fabrikgebäude in der Architektur des 19. Jahrhunderts und neben alten, sehr schönen Bauernhöfen auch Jugendstilhäuser sowie insbesondere ein markantes Herrenhaus zu finden, welches möglicherweise von Bernhard Sehring erbaut wurde. Zumindest wird dies auf der Internetpräsenz der Ortschaft Klein Wanzleben so in den Raum gestellt. Das Baujahr des Gebäudes ist mit 1855 überliefert; dies ist allerdings das Geburtsjahr Sehrings. Somit könnte er maximal an einem der mehrfachen umfangreichen Umbauten 1900/1906 beteiligt gewesen sein. Andererseits lässt der Ausschnitt einer Federzeichnung aus dem Jahr 1890 ein sehringtypisches Dach erkennen, nämlich mittig einen mit Zinnenkranz ausgeführten Turm und schmückende Dachstatuen. Seit dem Umbau aber ist dies nicht mehr in der Art existent.
Wie dem auch sei - hinter den heutzutage zugemauerten Fenstern des auf einer kleinen Anhöhe also leer stehenden einst imposanten Herrenhauses steckt eine sehr interessante Historie. Kein Geringerer als Matthias Christian Rabbethge (1804-1902), regelrecht ein Grundsteinleger für die Landwirtschaft in Deutschland, verbrachte in diesem Haus seinen Lebensabend, was zu dessen Zeitpunkt in Besitz seines Enkels, Ökonomierat Ernst Giesecke, war. Somit der Name „Giesecksche Villa”.
Das 1864 gegründete Familienunternehmen Rabbethge & Giesecke steht für die Zuckerrübenzüchtung der Region schlechthin. Eine weit verzweigte erfolgreich Familiendynastie, die sich bis Heute in der Branche erhalten hat.
Später war auch die Bezeichnung „Büchtingsche Villa” im Sprachgebrauch. Benannt nach ihren weiteren Besitzer, dem Kaufmann und Unternehmer Karl Büchting . Einer seiner Söhne ist der verdienstvolle Dr. Carl-Ernst Büchting (geb. 1915), dessen Mutter eine Enkeltochter von Julius Giesecke, einem der Mitbegründer des Klein Wanzlebener Unternehmens, war.
Viel später, nunmehr als das „Weiße Haus“ bekannt, wurde es zahlreiche Jahre als Kindergarten der Gemeinde Klein Wanzleben sowie für Betriebswohnungen genutzt. Mit dem Bau einer neuen Kindertageseinrichtung stand das Haus teilweise leer und nur einige Räumlichkeiten dienten zu Wohnzwecken. Nach der Wende wurde das stattliche Gebäude abermals von der Zuckerfabrik bzw. dem Zuckerkombinat genutzt und es wurden kurzzeitig Büroräume eingerichtet. Den Abschluss der Nutzung bildete ein Ingenieurbüro. Offiziell im Besitz der momentan ungenutzten ehemaligen Fabrikantenvilla ist die Nordzucker AG.
Die Bilder stellen sowohl die Eingangs- als auch Parkseite des Herrenhauses dar und sind die Entwürfe zum Umbau, datiert 1908. Die Originalstiche sind im Besitz der Nordzucker AG Braunschweig, der unser ausdrücklicher Dank für die bereitwillige und sehr ausführliche Zuarbeit gilt, ebenso wie der Kontakt mit der Familie Rabbethge / Büchting, die natürlich Ausgangspunkt für weitere Recherchen unsererseits sein werden.
Denn zum Beispiel die unweit gelegene ehemalige „Rabbethg’sche Villa“ (1912/13 erbaut für den Sohn von Herrn Carl Rabbethge, nämlich Dr. Dr. Oscar Rabbethge (1880 – 1965), und Heute ein anspruchsvolles Alten- und Pflegeheim, zeigt ein paar bauliche, noch erhaltene Raffinessen auf, die durchaus von Bernhard Sehring stammen könnten und er womöglich hierfür der Architekt oder zumindest Ratgeber war anstatt für o.g. Herrenhaus.
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