Bauzeiten, Baukosten, Baustil und Details

Die Roseburg & Bernhard Sehring - unweigerlich in einem Atemzug zu nennen. Neben den zahlreichen und mitunter sehr ausführlichen Informationen innerhalb dieser Internetseiten, in den erschienenen Broschüren und diversen Ausführungen etc., nunmehr eine kurze Übersicht mit den markantesten Eckdaten sowohl die Burg als auch ihrem Bauherrn betreffend:

Bauzeit

1905
Erwerb des ca. 14 Morgen umfassenden Geländes der Roseburg, nebst am Nordhang gelegene Riedersche Äcker, so daß Sehrings Besitz insgesamt ca. 50-60 Morgen (ca. 132762 m²) Land umfaßte.
 
1907/1908
Erste Bauetappe; davon zeugt auch die mitunter im Roseburg-Wappen befindliche Jahreszahl 1907.
 
- Palas mit Burgkapelle
- Torhaus
- Wartturm mit Wehrgang
- Vorburg mit Wohnturm
- Diverse Vor- u. Anbauten
 
Bereits 1908 konnte der Architekt die Roseburg als Sommersitz der Familie und stilvolle Herberge für seine gesammelten Kunstschätze nutzen.
 
1914
Unterbrechung der Baumaßnahmen bedingt durch den 1. Weltkrieg.
 
bis 1915
- Nebengebäude
- Wasserkaskade in der großzügig entstehenden Parkanlage
- Aussichtsturm
- Obstgarten
 
Sehring konnte in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag im Kreise seiner Freunde auf der Roseburg feiern.
 
1920
Baustopp aufgrund der absinkenden Wirtschaftslage. Das geplante krönende Vorhaben, nämlich der Bau eines Herrenhauses auf dem Gelände, fiel somit der Inflation zum Opfer.
 
1921
Eingrenzung der gesamten Anlage mit einer durchgängigen Umfassungsmauer sowie Bau eines Gartenhauses.
 
bis 1925
Weitestgehende Vollendung des Parkes.
 
ab 1933
Die Parkanlage wurde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sehring selbst ließ es sich nicht nehmen, interessierte Besucher mitunter durch die Parkanlage zu führen. Er selbst veröffentlichte in diesem Jahr ein kleines aber informatives Faltblatt "Die Roseburg bei Ballenstedt - Das Märchenschloß des Ostharzes".
 
1935
Im Obstgarten am Nordhang war inzwischen ein Bestand von ca. 900 Obstbäumen aufzuweisen. Nunmehr im Alter von 80 Jahren vermerkte Bernhard Sehring "...nun muß ich feststellen, daß ich mit so viel Liebe und Mühe geschaffenen Besitz unvollendet zurücklassen muß ...".
 
1941
Bernhard Sehring verstarb im Alter von 86 Jahren in Berlin-Charlottenburg; seine Ehefrau im Jahre 1950.

Das Wappen der Roseburg - vermutlich von Bernhard Sehring selbst entworfen

Baukosten

Über die Höhe der Kaufsumme des Grundstückserwerbes im Jahre 1905 ist leider nichts bekannt.
 
Der Bau der Burganlage unter Nutzung des ehemaligen sehr alten Burgareals (1921/29 führte Sehring Ausgrabungen vor Ort durch / die Grundmauern der Vorgängerburg befinden sich im Park) einschließlich das kunstvolle Anlegen des Parkes kosteten dem engagierten Architekten, bis in die Inflationszeit hinein, ca. 13 000 000 Reichsmark.
Allein die 1600 m lange Steinmauer, welche das gesamte Gelände umgibt, kostete schätzungsweise 1 Million Reichsmark.
 
Berhard Sehrings finanzielle Lage war wohl stets von Höhen und Tiefen geprägt. Der Bau der Roseburg 1907-25 fällt immerhin in seine berufliche Hauptschaffenszeit (1890-1910), so daß er sich diese Extravaganz durchaus leisten konnte, zumal er perfekt in Organisation, Koordination und Beschaffung war. Auch nahm er als Künstler-Architekt hohe Summen für seine Bauten ein, hatte sich aber gegenüber der hohen Konkurrenz, wie in jeder Branche üblich, stets neu zu behaupten.
 
Er investierte und spekulierte aber auch gleichzeitig in diverse Projekte, trat selbst als Grundstücks- und Hauseigentümer auf und verschuldete sich tief und des öfteren. Hinzu kamen die Auswirkungen der Inflationszeit.

Baustil / Details

Burgensemble
Man meint sich vorerst tief im Mittelalter, wird vom romanischen Flair berührt, bevor man an italienischen Frühbarock und an englische Gärten erinnert wird, dabei der Blick auf integrierte bauliche Kostbarkeiten fällt und der Pfad entlang an Fabelwesen aus Beton führt - und dies in aller Einheit und Selbstverständlichkeit.
 
Es entstand eine Burganlage, die im Historismus wurzelt und das Bestreben des Bauherrn offenbart, ein Anwesen zu schaffen, welches ihn als Mensch und als Architekt über den Dingen stehen läßt.
 
Parkanlage
Vorbilder mögen frühbarocke italienische Gärten, der Stil des englischen Landschaftsgartens des frühen 19. Jahrhunderts gewesen sein sowie blanke Inspiration durch Sehrings diverse Italienreisen - die unterschiedlichsten und exotischsten Gehölze und Anpflanzungen in absolut harmonischem Einklang mit einheimischen Gewächsen und der pur vorgegebenen Natur der Region - schon dies ein Glanzstück für sich allein.
 
Geschickt und höchst beabsichtigt wurden die jeweiligen Blütezeiten der Pflanzungen ausgenutzt, so daß der gesamte Park ganzjährig eine Pracht darstellt. Und in Ergänzung dieser Struktur nun noch die Kombination mit einer gewagten Mixtur an Architektur und vielseitiger Ausstattung in Original und Kopie - das ist Bernhard Sehring.
 
Auszug der vorhandenen Baum- und Straucharten:
- Hemlockstanne
- Lawsons-Zypresse
- Weymouthkiefer (Nordamerika)
- Hainbuche (Europa)
- Blutbuche
- Birke
- Bergahorn, Feldahorn
- Buchsbaum
- Gemeine Esche
- Ungarische Sommerlinde
- Stieleiche
- Eibe
- Schwarzkiefer
- Rottanne, Blautanne
- Gemeine Kiefer
- Rosensträucher
- Hagebutten
- Schlehen
- Liguster
- Pfaffenhütchen
- Schneebeeren
- Holunder
 
Ein lobenswertes und beispielhaftes Projekt wurde 1999 in Angriff genommen - Studenten des Studienganges Landespflege an der Fachhochschule Bernburg machten unter der Leitung von Prof. Paul und Dr. Schöntag vor Ort eine umfassende Bestandsaufnahme auf die auch wir gerne und mit Dank bei obiger Aufstellung zurückgegriffen haben. Es wurde detailliert der bauliche und gärtnerische Zustand der Roseburg dokumentiert, fundierte Vorschläge zum Erhalt unterbreitet und sehr fähige Kontakte geknüpft - weitere Projekte für die Roseburg in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wären hier denkbar ...