08.08.2010 - Mitteldeutsche Tageszeitung

Berliner saniert die Roseburg bei Ballenstedt

Ballenstedt/ddp. Für Rolf Illmer war es eine Art Wink des Schicksals, als sich seine Frau im Jahr 2005 bei einem Aufenthalt im Harz das Handgelenk brach. „Plötzlich hatten wir ganz viel Zeit und konnten im Harz auf Entdeckungstour gehen”, erinnert sich der 63-jährige Unternehmer. Dabei stießen der Berliner und seine Frau Jutta auf ein architektonisches Kleinod inmitten eines verwunschen wirkenden Parks bei Ballenstedt. „Als wir die Roseburg entdeckten, haben wir uns sofort verliebt.” Wenige Monate später wurden die Illmers auch die Besitzer des 1905 vom deutschen Theaterbaumeister Berliner Bernhard Sehring nach romantischem Vorbild gestalteten Baus.

„Als wir vor Ort erfahren haben, dass die Burg zu verkaufen ist, haben wir uns entschlossen, sie vor dem Verfall zu retten”. Seitdem hat das Ehepaar alle Hände voll zu tun. Jede freie Minute nutzen Rolf und Jutta Illmer und fahren von ihrem Wohnsitz in Berlin-Grünau in den Harz, um die Burg zu sanieren. „Viele Jahre wurde nichts an dem Gebäude und den Nebengebäuden gemacht. Wenn alles nach Plan läuft, haben wir in vielleicht zehn Jahren den alten Glanz wieder hergestellt”, sagt Illmer. Unterstützung erhalten die Eheleute dabei von Einheimischen und Liebhabern der Roseburg.

Ein Förderverein mit Gewerbetreibenden, Kommunalpolitikern und Bürgern wurde gegründet, um die Illmers zu unterstützen. Anfänglich waren die Illmers mit ihren Plänen im Vorharz allerdings auf Skepsis gestoßen. Durch Enttäuschungen in der Nachwendezeit vorsichtig geworden, traute man dem Berliner Ehepaar keine redlichen Absichten zu, erinnert sich Gritta Falke vom Förderverein. „Als wir hörten, ein Ehepaar aus Berlin kauft die Burg, dachten wir, die geben ihr den Rest oder nutzen sie privat”, sagt Falke, die vor zehn Jahren bei einem Ausflug selbst dem Charme der Burg erlag.

Falke und alle anderen Liebhaber der Burg konnten relativ schnell aufatmen. „Schon bei den ersten Treffen war klar, dass die Illmers mit Herz und Seele an der Burg hängen werden”, sagt Falke. Und tatsächlich ließ Rolf Illmer seinen Worten Taten folgen. Mit Hilfe von ABM-Kräften sanierte er neben der Burg auch Teile der etwa 40 Hektar großen Parkanlage mit romantischen Wasserspielen, Ziermauern und einer barocken Wasserachse.

Zugute kommt dem gelernten Schlosser Illmer sein handwerkliches Geschick und das Geld, das er mit der Entwicklung spezieller Gaszähler für die Forschung verdient hat. Über die genaue Summe, die bisher in die Burg und den Park flossen, wollen die Illmers nicht sprechen. „Da wir keine Kinder haben und das letzte Hemd keine Taschen hat, ist das für uns uninteressant”, sagt Jutta Illmer. Der Park, der teilweise in neuem Glanz erstrahlt, wird bereits für Theateraufführungen und kleinere Konzerte genutzt.

Für die Zukunft träumt man beim Förderverein davon, dass die Burg auch den passenden Rahmen für romantische Hochzeiten und Sommerfeste geben könnte. „Eine Hochzeitsnacht in der Burg ist doch schließlich wunderschön und an Romantik kaum zu überbieten”, schwärmt Falke. Den Burgherren Rolf Illmer und seine Frau stören die Unruhe verheißenden Pläne indes ebenso wenig wie die mittlerweile 24 000 Besucher, die in den Sommermonaten in und um die Roseburg lustwandeln. Er wolle das von ihm wieder erschaffene Kleinod mit jedermann teilen, sagt der Unternehmer und verweist auf den nahen Harz, wo er gegebenenfalls Ruhe finden könne.

Zudem rechnen er und seine Frau ohnehin erst nach ihrem Ableben mit einem längeren Aufenthalt auf der Roseburg, wie Jutta Illmer mit bestem Berliner Humor sagt. „Bis zu unserem Tod werden wir in Berlin bleiben. Und danach lassen wir uns in der Burggruft begraben.”

VON MICHAEL KLUG