Das große Puppenspiel

Aquarell St. Lukas Hinterhof, Käthe Kruse

Aus „Das große Puppenspiel“ von Käthe Kruse, worin sie lebhaft schildert, wie Max Kruse bei ihrem ersten Besuch in seinem Atelier im Künstlerhaus St. Lukas, Fasanenstraße über Bernhard Sehring erzählt:

... „Das alles und noch viel mehr erfuhr ich gleich an jenem Vormittage um zehn Uhr, als ich Max Kruse in seinem Atelier im Künstlerhause in der Fasanenstraße 13 besuchte. Der von Bernhard Sehring errichtete rotstrahlende Backsteinbau, dessen Turm von einen Storchennest mit einen blechernen Storch gekrönt war, galt nebst der Gedächtniskirche, dem Café Größenwahn und dem gerade neuentstandenen Theater des Westens als Wahrzeichen der jungen, sich immer weiter westwärts ausdehnenden Hauptstadt. Es war auch wirklich ein bemerkenswertes Haus, Fasanstraße 13. An den berühmten „Freitagabenden” erschien dort die „haute Volaute” von ganz Berlin und wurde eingelassen von dem allen bekannten Portier Zehne, der in mittelalterlichen Kostüm und mit einer Hellebarde bewaffnet seine Amtes waltete. In den festlich erleuchteten Hallen wurde man von Sehring, um den die künstlerischen Insassen versammelt waren, mit einem Glase Champagner empfangen. Alles war „auf Dekoration frisiert”. Später begab man sich dann in die Kneipe im Hofe, wo die Portierfrau Zehne, als mittelalterliche Matrone kostümiert, und dem Kellner Lutz im Pagenkleid warme Würstchen mit Sauerkraut servierten. Es ging dort sehr fidel zu, und alle die Herren Geheim- und Justizräte und General mußten ihre Titel und Orden und Uniformen, bildlich gesprochen, draußen in der Garderobe aufhängen. „Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein!” war das Motto. Den Schluß der Freitagabende bildete dann ein Rundgang durch sämtliche Ateliers des Hauses, in deren jedem immer wieder ein anderes Fest im Gange war. So erzählte mir Max Kruse aus der Anfangszeit seiner künstlerischen Behausung.” ...